Bessere Ausbildung von zukünftigen LehrerInnen
Zur „Reform der Lehrerausbildung für Grundschule und Sekundarstufe I“ erklärt der Landesschülersprecher der Gymnasien in Schleswig-Holstein, Lukas Johnsen:
Wir begrüßen, dass die Lehrerausbildung reformiert werden soll. Allerdings sind wir der Meinung, dass die von der Landesregierung geplanten Änderungen im System nicht ausreichen bzw. teilweise in die falsche Richtung gehen.
Es ist wichtig, dass alle Lehrer aus anderen Bundesländern die Möglichkeit haben, in Schleswig-Holstein zu unterrichten, und auch die schleswig-holsteinischen Lehrkräfte vergleichbar ausgebildet werden. Dieser Vergleich muss ohne Frage stattfinden können, damit Bildung wieder als „gesamtstaatliche Aufgabe“ verstanden werden kann und wir eine gute Grundlage für unsere Zukunft setzten können. Nur so kann gewährleistet werden, dass sich in Schleswig-Holstein genug Studenten finden, die sich als Lehrer ausbilden lassen wollen. Auch sie hätten dann die Möglichkeit, in einem anderen Bundesland zu unterrichten und damit ein Stückchen Freiheit in ihrer Arbeitsplatzwahl.
Wichtig ist auch, egal, welche Änderungen vorgenommen werden, dass die derzeitigen Lehramtsstudenten nicht in ein neues System übergeführt werden, sondern ihr Studium so abschließen können, wie sie es zu Studienbeginn geplant hatten.
Ferner ist es in unseren Augen nicht befriedigend, wenn ehemalige Studenten, die mit einem Master abgeschlossen haben, anders besoldet werden als Studenten, die mit dem zweiten Staatsexamen ihr Studium beendeten.
Für uns stellt sich die Frage, was ein Student im neuem Bachelor-/ Mastersystem macht, wenn er nach dem Bachelor sein Studium beendet. Ist er dann ‚Halblehrer’ und darf die Hälfte der Stunden unterrichten oder darf er nur die Hälfte der Kinder unterrichten oder darf er nur als ‚Hilfslehrer’ unterrichten, wenn zum Beispiel Lehrerknappheit an einer Schule besteht oder?
In Kiel werden die Studenten für die Sekundarstufe II ausgebildet und in Flensburg die Lehrer für die Primar- oder Sekundarstufe I, wie es der Bericht der Landesregierung vorsieht.
Wichtig ist uns, dass die Lehrer an beiden Universitäten alle Studiengänge angeboten werden, damit die Studenten auswählen können, welche Uni sie besuchen möchten und damit eine Konkurrenz zwischen den Unis besteht, die dazu führen soll, dass beide Unis ihr Bestmögliches geben, um die Studenten für sich zu gewinnen.
„Wir fordern, dass die Lehramtsstudenten nicht nach Schulart, sondern nach der Altersstufe der Kinder ausgebildet werden, die sie später unterrichten werden“, sagt Lukas Johnsen.
Damit kann im Studium gezielter auf die jeweilige Lernsituation der Schüler zum Beispiel in der Mittelstufe Rücksicht genommen werden und die Studenten können besonders für den Umgang mit ebendiesen Schülern sensibilisiert und vorbereitet werden, um später gut ausgebildet und mit dem pädagogischem Hintergrundwissen in den Unterricht gehen zu können. Somit werden sie nicht nur inhaltlich guten Unterricht, sondern auch pädagogisch wertvollen Unterricht gestalten können.
Aber auch die Schulart, an der ein Student unterrichten möchte, soll im Studium berücksichtigt werden. Es soll also zuerst die Schulstufe und dann die Schulart vom Studenten ausgewählt werden. Allerdings darf das nicht dazu führen, dass ein Lehrer, der sich im Studium für Mittelstufe Gymnasium entschieden hat, nicht mehr an einer Gemeinschaftsschule oder in der Oberstufe unterrichten kann. Es sollte lediglich der Schwerpunkt des Unterrichts in der gewählten Laufbahn liegen.
Werden die Lehrer nämlich nach Schulart ausgebildet, endet das Studium für einen Studenten, der den Studiengang ‚Regional- und Gemeinschaftsschule’ gewählt hat, mit dem Lernstoff der 10. Klasse. Das schließt aber aus, dass die Gemeinschaftsschule zum Abitur führt, da die Gemeinschaftsschullehrer keine Qualifikation für die Sekundarstufe II erworben haben und Gymnasiallehrer selten nach dem Studium an einer Gemeinschaftsschule anfangen zu unterrichten.
Als Letztes und zugleich Wichtigstes fordern wir für die Lehramtsstudenten mehr Praxiseinheiten im Studium, um zu vermeiden, dass ein Lehrer nach bis zu zehn Semestern Studium feststellt, dass er seine Studienwahl falsch getroffen hat. Dies hätte außerdem den Effekt, dass Lehrer ähnlich wie in einem dualen Studium das Gelernte direkt umsetzen können und so schon Erfahrung im Unterrichten und im Umgang mit Schülern allgemein sammeln können.
Wir sprechen uns für einen viersemestrigen Masterstudiengang an den Universitäten Flensburg und Kiel und gegen das Staatexamen aus. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Studiengänge akkreditiert werden und unsere Lehrerausbildung bundesweit anschlussfähig wird.