Offener Brief an den Bildungsminister

Sehr geehrter Herr Minister Dr. Klug,

 

wie Sie sicher mitbekommen haben, führten wir in den vergangenen zwei Wochen eine Umfrage an den Gymnasien bezüglich der Stundenausfälle durch.

Trotz des wenig repräsentiven Wertes unserer Umfrage ist uns aufgefallen, dass die Umsetzung von AEL/EL/EVA-Stunden an vielen Schulen unterschiedlich effektiv und zielorientiert ausfällt. Dieser Umstand wird unserer Meinung nach in den Ergebnissen der ODIS-Studie nicht ausreichend differenziert und deutlich wiedergespiegelt.

In diesem Zusammenhang möchten wir Sie bitten, zu den folgenden Punkten Stellung zu beziehen:

 

1. Wir denken, dass ODIS die ausgefallenen Stunden zu wenig differenziert widerspiegelt. Für unsere Umfrage haben die Kriterien “Stundenausfall” und “Eigenverantwortliches Arbeiten” genauer betrachtet. Warum wird bei ODIS nicht in mehrere Kriterien differenziert?

2. Zu hinterfragen ist ebenfalls die Effektivität von EVA. Sind Aufgaben gestellt? Besteht eine Anwesenheitspflicht? Wird diese auch durch Lehrkräfte kontrolliert?
Diese Faktoren werden in ODIS nicht berücksichtigt oder dargestellt.

3. Ist die Vertretung, die gegeben wird, dahingehend sinnvoll, dass die einzelnen Klassen im Unterrichtsstoff voranschreiten können oder handelt es sich bei den Vertretungsstunden inhaltlich um “Beschäftigungsstunden”, die mit Spielen oder Ähnlichem gefüllt werden?
Deshalb sollte, wie bei 1. bereits erwähnt, besser zwischen verschiedenen Arten von Vertretungsstunden unterschieden werden.
So würde ein besseres, differenzierteres Bild der vertretenen Stunden entstehen.
Wie stellen Sie sich eine Steigerung der Produktivität und Effektivität der Vertretungsstunden vor?

 

Wir wollen die Schulen keineswegs weiter belasten (diese sollen nicht mit der gleichen Anzahl an Lehrern mehr ausgefallene Stunden kompensieren), sondern fordern mehr Lehrkräfte, damit der qualitative Verlust bei Unterrichtsausfällen auf ein Minimum reduziert werden kann.

Des Weiteren wollen wir klarstellen, dass wir generell die Methode des eigenverantwortlichen Lernens und anderer alternativer, selbstständiger Formen des Arbeitens begrüßen. Kritisch hinterfragt werden muss jedoch, ob die Quantität dieser Stunden in einer verantwortbaren Relation zu den von Lehrkräften geleiteten Stunden steht. Gleichzeitig ist fraglich, ob die Qualität der Stunden gesichert ist (siehe Punkt 2).

 

Für eine Beantwortung unserer Fragen wären wir sehr dankbar.

Im Namen der schleswig-holsteinischen Schülerinnen und Schüler

mit freundlichen Grüßen,

gez. für den Landesvorstand
Lukas Johnsen