Bericht zu den Mözener Gesprächen

am 16. März mit Torsten Albig,

Spitzenkandidat der SPD in der Jugendherberge Kiel in der  Johannesstr. 1

Die Mözener Gespräche sind eine Initiative des Landesjugendrings. Es ist fast schon eine „Tradition“, dass diese Gespräche mit den beiden Spitzenkandidaten und den anderen Kandidaten der Parteien vor einer Landtagswahl stattfinden. Es war eine relativ große Veranstaltung und neben der allgemeinen Presse war auch der Offene Kanal Kiel vertreten.

Allgemein ging es um Glaubwürdigkeit von Politikern; räumliche Strukturen und Zusammenarbeit von Stadt und Land; Anerkennung von Ehrenämtern; Integration, Chancengleichheit und natürlich auch die Bildungs- und Jugendpolitik. Der OB von Kiel ging auf alle Fragen ein, wirkte dabei seriös war aber auch nicht verkniffen und auch mal zu einem Spaß bereit. Ich empfand es als eine informative und gute Diskussion.

Seine Antworten hatten auch Inhalt und waren nicht nur Geschwafel. Sein Beispiel für die Integration, nämlich jugendliche Türken direkt in ihrem Sportverein „abzuholen“  anstatt irgendwo Flyer herumfliegen zu lassen, fand ich sehr ansprechend. Seine Vorstellung von Zusammenarbeit von Stadt und Land im Zuge des Demographischen Wandels waren durchdacht. „Stadt und Land dürfen nicht in Konkurrenz zu einander stehen“, so Albig. „ In weniger besiedelten Gebieten müssen wir die Menschen zum Angebot bringen und nicht das Angebot zu jedem Menschen“, soll heißen, dass man nicht in jedem Dorf ein Schwimmbad baut, sondern Verkehrswege schafft, um die Menschen in die Zentren zu bringen.
Die Antworten zur Bildung waren gut aber nicht allzu tiefgründig. „ Das System ist gar nicht das entscheidende, sondern seine Umsetzung“. Albig sprach den „Luxus den unsere Gesellschaft sich leistet“ kritisch an, nämlich KiTa-BetreuerInnen unter zu bezahlen und dass wir damit am Anfang der Bildung von Kindern sparen. Zudem kritisierte er die allgemeine „Wertigkeit der SchülerInnen in der Gesellschaft“ am Beispiel der Schultoilette, was sich ja von selbst erklärt. Er findet, dass die Jugend und die Bildung viel zu wenig geschätzt und beachtet werden, und dass die Bildungspolitik viel zu „theoretisch“ sei. Albig will die 11 G9-Gymnasien in Deutschland, übrigens alle aus Schleswig-Holstein, in G8-Gymnasien umwandeln, da er findet: „Wenn es einen Gesellschafts-Konsens in Deutschland gibt, sollte man sich diesem anpassen.“ Außerdem will er bzw. seine Partei die Regionalschulen zu Gemeinschaftsschulen umbauen und in diesen ein G9-Abitur zu ermöglichen.
Er sieht die Bildung als eine Art Kette. Er will die Kinder so früh wie möglich mit Bildung in Kontakt bringen, sie so lange wie nötig fördern und sie zu ihrem bestmöglichen Schulabschluss bringen, damit ins nächste Glied der Kette, nämlich der Ausbildung/des Studiums einsteigen können. In diesem Zusammenhang kritisiert er die Sparkurse aber auch die Wertung eben jener in der Gesellschaft.
„ Wer jetzt 30.000 € im Jahr an einer Erzieherin spart, ist er der Held von heute, doch der, der in die Bildung investiert, ist der Böse, der das Geld ‚aus dem Fenster wirft‘.“ Zudem meint Herr Albig, wer heute  an dieser Erzieherin spart, zahlt ein Leben lang die Transferkosten der Kinder, die Sozialhilfe entgegen nehmen müssen. „Was heute 15.000 € kostet und in Zukunft  17.000 € einbringt, ist eine gute und sinnvolle Investition.“ Er meint, dass man nicht anfangen darf, in den wichtigen Gebieten zu sparen und sich damit auch noch in Zukunft weiter zu verschulden.

Wir hoffen, dass die SPD ihre Versprechungen einhalten wird, um auch hier Glaubwürdigkeit zu zeigen, von der Albig an diesem Abend auch sprach.

Seine Aussagen waren bei der Lehrerausbildung vielleicht ein wenig  zu oberflächlich. Und seine Beispiele waren oft sehr Kiel und Stadt bezogen, aber er ist nun mal OB. Insgesamt waren sie jedoch sehr bedacht, nachhaltig und der Zukunft zugewandt.

gez. Till Weber stellv. LSS